Güterverwaltung und Zwangsarbeit

Der Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in der Universität ist im Rahmen des Projektes erforscht worden. Der Güterdirektor der Universität beantragte im Oktober 1939 die Zuweisung von 212 Arbeitern. Diese wurden nicht bewilligt, aber die Größenordnung muss als ein Wunsch der Pächter von Universitätsgütern mitgedacht werden, zumal solche Zuweisungen später häufig Berücksichtigung fanden. Die Zuweisung erfolgte über das Stettiner Arbeitsamt, dessen Unterlagen als verloren gelten müssen. In den Akten der Universität sind punktuell Bewilligungen nachweisbar, etwa für 20 Arbeiter im universitätseigenen Gut Koitenhagen. Das geschah nicht gleichzeitig, sondern je nach Arbeitsanfall, etwa in der Erntezeit. Auch in den Universitätsforsten wurden mindestens 20 Kriegsgefangene beschäftigt. Der größte Einsatz von Kriegsgefangenen erfolgte bei den Luftschutzarbeiten, für den das Greifswalder Stammlager Anfang 1944 ein spezielles Arbeitskommando zusammenstellte. Rund 70 Kriegsgefangene legten Feuerlöschteiche an der Ohrenklinik und an der Nervenklinik an. Außerdem gruben sie das neue Gelände des Botanischen Gartens um und legten hier das heutige Arboretum an.
Nur wenige Kriegsgefangene arbeiteten als wissenschaftliche Hilfskräfte oder als Pfleger in den Kliniken.
Zu einem besonderen Fall entwickelte sich die Behandlung von 16 sowjetischen Kriegsgefangenen, die Gerhardt Katsch im November 1941 anordnete. Katsch ließ die unterernährten Patienten in seine Klinik verlegen und ordnete „Auffütterung“ an. Außerdem entwickelten er und seine Ärzte Vorschläge zur „Auffütterung“ unterernährter Personen. Weil zwei der Behandelten an Tuberkulose starben und einer nicht gerettet werden konnte, ordnete die Besatzungsmacht 1945 eine detaillierte Untersuchung an. Das Ergebnis war eine Entlastung des behandelnden Arztes Martin Gülzow. Gülzow wurde, obwohl NSDAP-Mitglied seit 1937, nicht entlassen, sondern mit weiteren Untersuchungen zur zweckmäßigen Nahrungszufuhr bei unterernährten Personen betraut.