Friedrich Proell

*14. September 1881 Gut Roggenhausen (Westpreußen) 
† 14. Oktober 1963 Bonn
Vater: Gutsbesitzer
Konfession: evangelisch

Proell besuchte das humanistische Gymnasium in Graudenz und studierte von 1900 bis 1906 Medizin an der Militärärztlichen Akademie Berlin. Mit einer Dissertation über Sehstörungen nach Blutverlust wurde er 1907 an der Universität Freiburg promoviert. Seit 1904 war er als aktiver Militärarzt in Konstanz, Straßburg und Königsberg tätig. Von 1909 bis 1911 absolvierte er ein weiterbildendes Studium der Zahnheilkunde an der Universität Straßburg. An der Universität Königsberg wurde er 1912 habilitiert. Ab 1914 leistete er Kriegsdienst als Regimentsarzt und wurde zum Stabsarzt befördert (ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse). 1918 wurde ihm ein Finger abgeschossen, was später bei Denunziationen eine Rolle spielte, weil nationalsozialistische Studenten die „Ehrenhaftigkeit“ der Verwundung bezweifelten. Aus dem aktiven Militärdienst schied Proell 1921 aus und erhielt eine außerordentliche Professor an der Universität Königsberg. 1923 wurde er auf ein persönliches Ordinariat für Zahnheilkunde an der Universität Greifswald berufen. Wegen seiner guten theoretischen Vorbildung und großen praktischen Erfahrung, wurde Proells kritische Sicht auf bestimmte Behandlungsmethoden rezipiert. So veröffentlichte er 1925 eine vielbeachtete Studie über die beobachteten Misserfolge nach Wurzelspitzenresektionen und regte zu anderen Behandlungsmethoden in der Praxis an. 1926 unternahm er eine Studienreise in die USA („Eindrücke aus Amerika“). Es gelang ihm auch wegen seiner internationalen Kontakte (u. a. Gastvorlesungen in Norwegen, briefliche Ratschläge), Mittel für die Neueinrichtung des Zahnärztlichen Instituts zu erhalten. Es wurde 1934 in renovierten Räumen eingeweiht. Nach einer Denunziation durch seine Mitarbeiter wurde Proell 1935 an die Universität  Bonn versetzt. Dort wurde er 1945 entlassen und 1949 mit der Entnazifizierung emeritiert.

O.: Vor dem Ersten Weltkrieg Angehöriger einer Freimaurerloge; 1933 NSDAP, im November Aufnahme in die SA, Dienstgrad Sturmmann, 1935 Ausschluss aus der Partei, 1937 erneut NSDAP
Qu.: UAG PA 2702 Proell; Med. Fak. Nr. 73; Ost 3/734/2; BA R 4901/13273; Wenig, Verzeichnis Bonn, S. 231 f.; Forsbach, Ralf: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“, München 2006, S. 310 ff.